Immer wieder verlassen Menschen räumliche, zeitliche, emotionale, soziale und kulturelle Orte. Die Hoffnung, etwas Besseres zu finden, lässt sie Altes hinter sich lassen und Neues entdecken. Diese menschliche Triebkraft verändert das Leben derer, die aufbrechen, und derer, die bleiben. Dabei werden die Orte in der Erinnerung idealisiert, zu Sehnsuchtsorten stilisiert. Traditionell wird mit Heimat die überschaubare Nahwelt, das Heim, beschrieben. Heimat kann aber auch als gedankliche Verortung einer seelischen, kulturellen, politischen oder weltanschaulichen Identität verstanden werden. Die Suche nach HeimatAnderswo ist das Thema der FotografInnen vom FASB.
Berlin ist mein Zuhause, hier habe ich mehr Lebenszeit verbracht als an irgendeinem anderen Ort. Und doch ist da noch diese erste Heimat,in der ich in die Welt hineingewachsen bin. Mit keinem anderen Ort fühle ich mich so selbstverständlich verbunden. Nicht selbst gewählt,nicht immer schön, eben einfach da. Erinnerungen an diesen ersten Ort und seine Zeit sind ausschnitthaft wie die Bilder, aus denen ich ein Stück Heimat zusammensetze. In einer der Fabriken habe ich in langen Sommerferien Geld verdient für mein erstes Auto, mit dem bin ich am Ende aus der Heimat hinausgefahren, nach anderswo.
Was uns als vertrauter Anblick täglich begegnet, erscheint uns zu anderen Zeiten mitunter fremdartig und abweisend. In der Stille, getönt durchMangel an Licht und Farbe, verstärkt durch Stimmung und Gefühle, zeigen sich vorher vertraute Orte befremdlich, fern, leer und verlassen. Ist dann die Einsamkeit oder Verlassenheit eines Ortes nur eine Frage des Blickwinkels und der engen Perspektive? Oder ist unsere Projektion auf die gefühlte Welt nur eine von unserem inneren Auge geschaffene Realität? Ist es nur ein temporärer Verlust oder ein Nebel, der trübt, der im Licht wieder verflogen ist? Die inneren Gefühle sind unsere wahre Heimat. Aber auch der Schatten lebt in uns. Wird er zu groß, sind wir verloren. Ist ein Bild ein Blick ins Fenster unserer Seele?
Seit der Ukraine-Krise im Jahr 2014 sind viele Konfliktpunkte und Ängste in Osteuropa wieder aktuell. Diese Krise hat viele Ursachen,die von den verschiedenen Seiten verschieden interpretiert werden. In den von den Kriegshandlungen unmittelbar betroffenen Gebieten verändert sich der Alltag radikal. Aber auch in den angrenzenden Gebieten wächst die Verunsicherung. Die zahlreichen Veränderungen der jüngeren Geschichte in dieser Region sorgen für Instabilität. Durch die aktuelle Situation werden Hoffnung und Unsicherheiten geweckt. Diese Umstände führen auch dazu, dass viele junge Menschen ihre Heimat verlassen und versuchen in West-Europa oder Amerika eine Existenz aufzubauen.
Edith Maria Balk (FASB)
Gabriele Kuhlewind (FASB)
Erhard Flach (FASB)
Thilo Seibt (FASB)
Heimat ist ein flüchtiger Moment im dynamischen Ablauf des Lebens.
Gruppenausstellung
Fotoatelier am Schönen Berg
vom 11.11. – 27.11.2016
Vernissage: Freitag, 11.11.2016 ab 19:00
Mansteinstr. 16, 10961 Berlin
Öffnungszeiten:
Sa. 14:00 – 20:00
So. 12:00 – 18:00
Wir danken hiermit den zahlreichen Organisatoren des „Monat der Fotografie OFF – Berlin″.