Der Tod begleitet die Welt des Lebendigen seit Anbeginn an. Unser Tod ist so betrachtet nichts Außergewöhnliches. Er ist der Endpunkt unseres Lebens. Ihre Toten haben die Menschen schon immer an gemeinsamen Ort begraben. Der Friedhof ist heute ein Ort des Friedens, der Ruhe und der Abgeschiedenheit.
Jeder Verstorbene hinterlässt eine Lücke im Leben der Zurückgelassenen. Je nach emotionaler Bindung trauern die Hinterbliebenen mehr oder weniger um die verstorbene Person. In der entstandenen Lücke entwickelt sich eine Zwiesprache, die die einzigartige emotionale Verbundenheit mit dem Verstorbenen wiederspiegelt. Das liebevolle Gedenken an den Toten drückt sich dabei in der oft ganz individuellen Gestaltung des Grabes aus. Friedhöfe sind folglich in erster Linie nicht Orte der Toten, sondern Orte des Sich-Erinnerns, der Lebenden und des Lebens. Gleichzeitig spiegelt unsere Friedhofskultur, besonders in den städtischen Ballungsräumen, den gesellschaftlichen Wandel hin zur Individualität, Flexibilität, Anonymität und Mobilität, aber auch zur Globalisierung und Digitalisierung wieder. Die ehemals traditionelle Erdbestattung ist einer überwiegend bevorzugten Feuerbestattung gewichen. Die Einäscherung des Leichnams lässt sich als Ausdruck unseres modernen Effizienzdenkens deuten. So ist der ehemals biologische Abbau des Leichnams durch einen im industriellen Sinne kontrollierten, beschleunigten und rationalisierten thermischen Prozess ersetzt worden. Ein Vorgang, der mehr einer hygienischen Entsorgung als einer pietätsvollen Bestattung ähnelt. Darüber hinaus bekommt jeder Tote nach genauen ordnungspolitischen, bürokratischen, ästhetischen und finanziellen Regeln seinen Platz der Ruhe auf unseren Friedhöfen zugewiesen.
Erhard Flach und Friederike Heynen haben sich auf sehr unterschiedliche Art und Weise mit dem Ort ‚Friedhof‘ und dem Erinnern auseinandergesetzt.
Erhard Flach spürt in seiner Arbeit „Nur wer vergessen wird, ist wirklich tot“ dem sichtbaren Wandel zum ganz Persönlichen, aber auch zur Namenlosigkeit und zur Verdichtung der Grabstätten auf Berliner Friedhöfen nach. Sein Blick richtet sich dabei sowohl auf das langsame Verblassen der Erinnerung als auch auf das endgültige Vergessen der Verstorbenen auf unseren Friedhöfen.
Friederike Heynen widmet sich in ihrer Arbeit „Das Leben geht – Vom Sterben und Bleiben“ den inneren und äußeren Veränderungen nach einem individuellen Verlust. Es geht ihr neben dem Alltäglichen um die Entwicklung hin zum Weitergehen-können ohne den und doch auch mit dem Abwesenden. In ihrem Buch werden die Bilder durch persönliche Texte ergänzt.
Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler:
Friedericke Heynen
Erhard Flach (FASB)
Gruppenausstellung
Fotoatelier am Schönen Berg
vom 28.09 – 13.10.2019
Vernissage: Freitag, 27. September 2019 ab 19 Uhr
Mansteinstr. 16, 10783 Berlin
Öffnungszeiten: Samstag / Sonntag von 14 – 18 Uhr