Wildwuchs

Das Ungeplante als kreative Kraft

Etwas ist außer Kontrolle. Es wächst. Ungeordnet, ungeplant, wild. Es ist Wildwuchs. Je nach Kontext schreiben wir dem Begriff unterschiedliche Bedeutungen zu. Gebräuchlich ist der Begriff in der Botanik. Gemeint ist das natürliche Wachstum von Pflanzen ohne menschliche Eingriffe. Auch im übertragenen Sinn finden wir viel Wildwuchs – immer, wenn Strukturen, Regelungen oder Entwicklungen unkontrolliert und unkoordiniert wuchern. Etwa in der Bürokratie, wenn sich zu viele Regeln, Vorschriften oder Zuständigkeiten überschneiden oder widersprechen. Oder in der städtischen Entwicklung, wenn sich Siedlungen wild und ohne Gesamtkonzept ausbreiten. Oder in den zwischenmenschlichen Beziehungen, im Kleiderschrank, auf der Straße …

Wildwuchs bezeichnet also ein unkontrolliertes, planloses oder unkoordiniertes Wachstum, sei es in der Natur oder in gesellschaftlichen bzw. technischen Systemen. Oft ist er negativ konnotiert, wird mit Unordnung assoziiert. Im Umweltkontext beobachten wir beispielsweise, dass invasive Pflanzenarten wild in die heimische Flora hineinwachsen und die heimische Pflanzenwelt verdrängen. Wildwuchs kann (Öko-)Systeme also komplett verändern.

Andererseits kann Wildwuchs in der Natur die Biodiversität auch fördern, weil er Lebensraum und Nahrung für Insekten, Vögel und Kleintiere schafft. Außerdem haben wildgewachsene Flächen ihren eigenen, natürlichen Charme und besitzen große Anziehungskraft.

Wildwuchs im übertragenen Sinn – etwa bei Ideen, Strukturen, im Denken, in der Kunst – kann kreativ und innovativ sein: Ungeordnete, freie Entwicklungen bringen oft unerwartete und neue Ideen hervor. Während strenge Ordnung Vielfalt unterdrückt, lässt Wildwuchs unterschiedliche Ansätze nebeneinander existieren. In Organisationen oder Projekten kann Wildwuchs bedeuten, dass sich Dinge flexibel und natürlich entwickeln, statt starr geplant zu werden. Und manchmal ist Wildwuchs auch Widerstand: als Ausgleich gegen fixe Normen und Überregulierung.

In der Kunst steht „Wildwuchs“ nicht für Unkraut oder Verwahrlosung, sondern als Metapher für kreative Freiheit, Regelbruch und organisches Wachstum von Ideen – abseits von etablierten Strukturen wie Museen, Akademien oder Märkten. Unkonventionelle originelle Ansätze führen zu neuen Ausdrucksformen. Der Dadaismus oder die Street Art haben es uns vorgemacht: Spontan, anarchisch, regelverweigernd. Wildwuchs in der Kunst ist also kein Systemfehler – er ist ein notwendiger Teil davon. In einer Welt, die auf Effizienz, Ordnung und Kontrolle ausgerichtet ist, erinnert er uns daran, dass manche wertvolle Ideen dort entstehen, wo niemand nach ihnen sucht.


aus „3 Leben“ © Anneliese Fechner
aus „Meine zweite Haut“ © Cornelia Ogiolda
aus „meerwärts“ © Sybille Hoffmann
aus „Bildwuchs“ © Edith Maria Balk
aus „Berliner Ecke“ © Ute C. Bauer
aus „SMORZANDO“ © Gabriele Kuhlewind
aus „Der vergessene Garten“ © Thilo Seibt
aus „61 89“ © Erhard Flach
aus „Wildwuchs“ © Wolfgang Eschenhorn
aus „Interner Wildwuchs“ © Winfried Mateyka
aus „a iatta“ © Thomas Tillmann
aus „Stilles Rauschen – zeit.licht.meer.wald.“ © Birgit Hampel

Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler:

Anneliese Fechner (FASB)
Birgit Hampel (FASB)
Cornelia Ogiolda (FASB)
Edith Balk (FASB)
Erhard Flach (FASB)
Gabriele Kuhlewind (FASB)
Sibylle Hoffmann (FASB)
Thilo Seibt (FASB)
Thomas Tillmann (FASB)
Ute C. Bauer (FASB)
Wolfgang Eschenhorn (FASB)
Winfried Mateyka (FASB)

Gruppenausstellung

Fotoatelier am Schönen Berg
vom 01.11.2025 – 09.11.2025
Mansteinstr. 16, 10783 Berlin

Öffnungszeiten:
Samstag, 01.11.2025 14:00 – 20:00 (Schöneberger Artrundgang)
Sonntag, 02.11.2025 12:00 – 18:00 (Schöneberger Artrundgang)

08. – 09.11.2025
Samstag und Sonntag 12:00 – 18:00

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